Züchter, Pferdehändler, Logistik-Unternehmer, Turnierveranstalter und einstiger Weltklassespringreiter – kurz: Deutschlands weltweit bekanntester „Pferdemann“ feiert am 22. März seinen 70 Jahre Geburtstag.
Der Mann mit dem immer noch vollem, grauen Haar und den buschigen Augenbrauen ist ein Mann der Rekorde. Nicht nur im Spitzensport, sondern auch in der Zucht. Mit dem unvergessenen hannoverschen Wallach Deister gewann er dreimal in Folge von 1981 bis 1985 die Goldmedaille bei Europameisterschaften. Dies gelang bisher keinem anderen Reiter.
Zwölf Jahre lang waren er und der Braune das Traumpaar des Parcours, holten fünfmal den Titel „Deutscher Meister“, wurden olympische Bronzemedaillengewinner 1984 mit der Mannschaft und Vize-Weltmeister 1986 wiederum mit dem Team. Ebenfalls zwölf Jahre lang rangierte PS, wie er allgemein genannt wird, unter den Top 10 der Weltrangliste. Seinen Durchbruch im internationalen Spitzensport feierte er 1976 mit Agent, als er gemeinsam mit seinem acht Jahre älteren Bruder Alwin die Mannschafts-Silbermedaille bei den Olympischen Spielen von Montreal gewann. Alwin wurde auf Warwick Rex Olympiasieger in der Einzelwertung. Nach seiner turniersportlichen Karriere widmete sich Paul Schockemöhle dem weiteren Ausbau seines Ausbildungsbetriebes und seiner Hengststation. Viele junge Spitzenreiter erhielten bei ihm das Rüstzeug für den großen Sport. Franke Sloothaak, Otto Becker, Ludger Beerbaum oder die frisch aus den USA angereiste Meredith Michaels sind die prominentesten Beispiele. Aufsehen erregte der Kauf eines riesigen Areals bei Neustadt/Glewe in Mecklenburg-Vorpommern. In der Lewitz errichtete Schockemöhle Deutschlands größten Zuchtbetrieb. Fast 3.000 Stuten und ihre Nachzuchten werden hier gehalten. Allein 700 Fohlen kommen jährlich zur Welt. Die allermeisten jungen Pferde wechseln nach ihrer Grundausbildung und den ersten Parcourserfolgen ins Ausland. Paul Schockemöhle eroberte schon frühzeitig vor allem den asiatischen Markt und machte seine Kunden mit Pferden „made in Germany“ beritten. Das jüngste berufliche „Standbein“ des Multiunternehmers, der u. a. eine der größten privaten Speditionen Deutschlands besitzt, ist die Turnierorganisation. In Neumünster führt er beim Weltcup-Event Regie, in Redefin lädt er zum internationalen Springturnier aufs Gelände des Landgestüts ein und das vorweihnachtliche Turnier in der Frankfurter Festhalle trägt seit einigen Jahren ebenso seine Handschrift wie die seiner Geschäftspartnerin Ann Katrin Linsenhoff.
hen